Hybrides Arbeiten ist für viele längst Alltag. Doch wie verändert es die Organisation von Arbeit in Verwaltungen? Und was bedeutet das für Führung und Zusammenarbeit im öffentlichen Dienst? Mit orts- und zeitflexiblen Arbeitsmodellen gewinnt die Sphäre direkter Arbeitsbeziehungen neue Aushandlungsgegenstände, wodurch alte Fragen neu gestellt werden: Wer bestimmt eigentlich, wann und wie gearbeitet wird? In unserer neuen Folge des „Wandel der Arbeit.Podcast“ sprechen Sarah-Laureen Musalf und Dr. Patrick Witzak mit Martin Lenzner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Soziologie der digitalen Transformation. Gemeinsam mit Prof. Dr. Markus Hertwig (Projektleiter), Dr. Jule Westerheide und Anna Korn untersuchte er aus arbeitssoziologischer Perspektive die Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie in einem Landesministerium. Im Mittelpunkt stehen zentrale Forschungsergebnisse zum Wandel von Arbeitsstrukturen und -praktiken im Zuge der Digitalisierung. Wie erlebten Beschäftigte die Einführung neuer digitaler Technologien? Welche Veränderungen brachte die mobile Arbeit für Zusammenarbeit, Abläufe und Führung? Und wie haben sich bestehende Routinen und Praktiken im Ministerium dadurch gewandelt?
Ein Hinweis von Dr. Witzak zur letzten Episode: Dort wurde gesagt, dass die IG Metall die größte Gewerkschaft der Welt sei. Das muss präzisiert werden: Weltweit gibt es Gewerkschaften, die deutlich mehr Mitglieder haben, beispielsweise in China oder in Indien. Aber: Viele dieser gewerkschaftlichen Organisationen, wie beispielsweise die All-China Federation of Trade Unions (ACFTU) oder auch große indische Verbände wie die Indian National Trade Union Congress (INTUC), sind staatlich viel kontrollierter oder parteipolitischer sehr viel stärker eingebunden und damit nicht mit in Deutschland ansässigen freien demokratischen Gewerkschaften vergleichbar. In diesem Sinne ist die IG Metall die größte autonome Industriegewerkschaft der Welt und eine der einflussreichsten Gewerkschaften in einem demokratischen Kontext
Publikationen:
Westerheide, J.E., Lenzner, M., Hertwig, M und Korn, A. (2025). Anomy in the bureaucracy: (post-)pandemic gaps in institutionalisation and re-personalisation of control in hybrid work. Work in the Global Economy. (Im Erscheinen)
Westerheide, J.E. und Lenzner, M. (2025). Digitalisierung gewährleisten – Anwenderinnen in der öffentlichen Verwaltung als Erfüllungsgehilfen für effektive Rationalisierungsprozesse. In Weis, N. und Schadt, P. (Hrsg.): Scheinsubjekt Digitalisierung. Politische Ökonomie der Arbeit 4.0. Beltz Juventa, S. 112–131.
Lenzner, M., Westerheide, J.E., Hertwig, M. und Korn, A. (2023). Normierungslücken in der hybriden Arbeit. Postpandemische Arbeitszeitkulturen und die Repersonalisierung von Kontrolle am Beispiel der öffentlichen Verwaltung. Arbeits- und Industriesoziologische Studien 16 (2): S. 58–73. https://www.arbsoz.de/ais-studien-leser/391-normierungsluecken-in-der-hybriden-arbeit.
In der ersten Folge unseres Podcasts "Wandel der Arbeitswelt. Podcast" diskutieren Prof. Dr. Markus Hertwig und Dr. Patrick Witzak mit Sarah-Laureen Musalf über ein Forschungsprojekt des Lehrstuhls zur Interessenvertretung in der Plattformökonomie. Sie untersuchen, wie die Kooperation zwischen der IG Metall und der YouTubers Union – als Form einer "hybriden Interessenvertretung" im Rahmen der "FairTube"-Kampagne – dazu beigetragen hat, die Arbeitsbedingungen von Content-Creator*innen auf YouTube zu verbessern.
Wie entstand die Idee, die "FairTube"-Kampagne wissenschaftlich zu analysieren? Was sind die größten Herausforderungen beim Aufbau von Koalitionen zwischen traditionellen Gewerkschaften und neuen Akteuren? Und kann "hybride Interessenvertretung" ein allgemeines Modell für das weite Feld des Crowdwork sein? Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt des Gesprächs.
Markus Hertwig und Patrick Witzak geben dabei spannende Einblicke in ihre Forschung, die den Austausch zwischen etablierten und neuen Akteuren der Interessenvertretung beleuchtet. Sie zeigen, wie diskursive Elemente zur Sinnstiftung analysiert werden können und welche Relevanz soziale Bewegungen im Internet im Kontext multinationaler Unternehmen haben.
Unser Podcast richtet sich an Forschende, Praktiker*innen im Feld, Studierende und Lehrende sowie alle Interessierten, die einen Einblick in aktuelle Forschungsprojekte unseres Lehrstuhls gewinnen möchten – immer mit dem Ziel, Wissen zu teilen und den Austausch zu fördern.