NACH OBEN

Forschungsschwerpunkte

Unter dem Dach der Professur werden generell Fragestellungen von Arbeit, Technik, Organisation und Globalisierung entlang vier thematischer Schwerpunkte bearbeitet:

  • Digitalisierung von Arbeit und Organisation
    Arbeitsformen und Organisationstrukturen wandeln sich angesichts der zunehmenden informationstechnischen Durchdringung aller Lebensbereiche, insbesondere der Digitalisierung von Arbeit und Wirtschaft. Beispiele betreffen Arbeit in der Industrie 4.0 oder Arbeitsformen in der "Sharing Economy" oder allgemein Formen plattformbasierter und plattformvermittelter Arbeit. Die Spielarten und Auswirkungen dieser Entwicklungen aus einer arbeits- und organisationssoziologischen Perspektive zu analysieren, Effekte und Lösungswege für eine humanzentrierte Gestaltung aufzuzeigen, ist Bestandteil dieses Forschungsstranges an der Professur.
  • Transnationalisierung und Internationalisierung von Arbeit und Organisationen
    Beim Schwerpunkt „Transnationalisierung“ stehen vor allem soziale Phänomene der wirtschaftlichen Globalisierung sowie darauf bezogene soziale Praktiken und Organisations-formen im Zentrum. Hier geht es zum Beispiel um Internationalisierungsstrategien multinationaler Unternehmen, um das Entstehen transnationaler Arbeitsmärkte und um soziale Bewegungen, die sozial- und gesellschaftspolitisch unerwünschte Folgen von Globalisierung bearbeiten. Ein Ziel der Arbeiten in diesem Feld besteht darin, eine theoretische Fundierung der Forschung über transnationale Interessenvertretung zu erarbeiten, die sowohl arbeits- als auch organisationssoziologische Ansätze aufnimmt und in innovativer Weise kombiniert (Hauser-Ditz et al. 2010/2015; Hertwig 2016 — s. Publikationen).
  • Arbeitsmarkt, Personal und Prekarisierung
    Im dritten Schwerpunkt „Arbeitsmarkt, Personal und Prekarisierung“ werden Unternehmensstrategien im Bereich des betrieblichen Personalmanagements und die daraus resultierenden Folgen für das Erwerbssystem thematisiert. Betrachtet werden Formen einer „kooperativen Personalwirtschaft“ (Hertwig/Kirsch 2013, Hertwig/Kirsch 2015 - s. Publikationen), die eine zwischenbetriebliche Vernetzung beinhaltet, aber auch Fragen von „Prekarisierung“ als Folgen betrieblicher Strategien der Flexibilisierung und Kostensenkung. Ein Beispiel ist hier die Bedeutung der neuerdings stark diskutierten Werkvertragsarbeit (Hertwig/Kirsch/Wirth 2015 — s. Publikationen).
  • Betriebliche Interessenregulierung
    Das vierte Themenfeld betrachtet Veränderungen in den betrieblichen Arbeitsbeziehungen sowie neue Formen der Interessenvertretung, die Ausdruck gewandelter Unternehmensstrategien oder Einstellungen von Beschäftigten sein können (Hertwig 2011). Weitere Themen sind "Union Busting" bzw. konflikte um die Mitbestimmung (Thünken et al. 2021; Hertwig et al. 2021) und Ansätze der Interessenvertretung und kollektiver Aktionen in der digitalen Ökonomie (am Beispiel YouTube: Hertwig/Witzak 2021, oder am Beispiel Amazon Mechanical Turk: Hertwig et al. 2020).

Die skizzierten Schwerpunktsetzungen werden zum Teil international vergleichend betrachtet. Dies  gilt  beispielsweise  für  die  Frage,  welche  Rolle  Werkvertragsarbeit  in  unterschiedlichen Ländern  der  Europäischen  Union  (und  darüber  hinaus)  spielt;  auch  Fragen  nach  den Internationalisierungsstrategien  multinationaler  Konzerne  und  grenzüberschreitender Interessenvertretung implizieren eine international vergleichende Perspektive.